Ein Jahr Nachrichten für Flüchtlinge

03.04.2017 CJD Nienburg « zur Übersicht

Seit einem Jahr sendet der lokale Radiosender „Radio Mittelweser“ regelmäßig Nachrichten für Geflüchtete. Vergangenen Freitag wurde die 44. Ausgabe ausgestrahlt. Die Gesichter hinter den Stimmen im Radio sind Karim Iraki vom Jugendmigrationsdienst des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands (CJD) und RMW-Redakteur Philipp Keßler. Gemeinsam berichtet das Duo über aktuelle Themen aus dem regionalen und überregionalen Bereich. „Wir wollten über das Radio die Integration der angekommenen Flüchtlinge unterstützen“, so Philipp Keßler. „Karim Iraki ist zum einen als Mitarbeiter des Jugendmigrationsdienstes gut vernetzt und kennt die aktuellen Brennpunkte. Zum anderen ist er in einer seiner vielen Funktionen das Sprachrohr zu den geflüchteten Menschen im Landkreis Nienburg.“ Karim Iraki war als Jugendlicher im Alter von 17 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland geflüchtet. Arabisch ist seine Muttersprache. Jetzt arbeitet er beim CJD, ist Teil des Integrationsbüros im Jobcenter und engagiert sich auch politisch: In seinem Wohnort Langendamm ist er erneut zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt worden, sitzt für die Partei Bündnis 90/ Die Grünen im Stadtrat und ist Mitglied im Kreistag. In jeder Ausgabe der Flüchtlingsnachrichten werden drei aktuelle Themen behandelt. „Der Fokus liegt hier ganz klar auf Informationen aus der Region, die die Flüchtlinge wissen und auch verstehen müssen“, betont Karim Iraki. „Die Entscheidung, die Nachrichten auf Arabisch zu übersetzen fiel relativ schnell. Der Anteil der arabisch sprechenden Geflüchteten beträgt auch aktuell immer noch rund 80%“, begründet Philipp Keßler die Sprachwahl. Die drei Themen werden zunächst von ihm auf Deutsch vorgetragen, anschließend übersetzt Iraki auf Arabisch. „Die Geflüchteten können auf diese Weise zunächst ihre vorhandenen Deutschkenntnisse anwenden und versuchen, die Nachricht zu verstehen. Unklarheiten werden dann mit der arabischen Übersetzung beseitigt. Die Flüchtlinge bekommen somit nicht nur nützliche Informationen vermittelt, sondern lernen gleichzeitig die deutsche Sprache, “ so der Radiomann. Die Themen sind vielseitig: Von Terminen für Begegnungscafés oder neue Sprachkursangebote, bis hin zu neuen Gesetzen, die Migration und Asylverfahren betreffen. „Wichtig ist uns in jeder Sendung, den Geflüchteten neben den aktuellen Informationen auch nützliche Dinge des alltäglichen Lebens zu vermitteln“, weist Karim Iraki hin. „In unserem sogenannten Zusatzthema erklären wir deutsche Gepflogenheiten und Dinge, die für uns Deutsche ganz gewöhnlich sind“, ergänzt Keßler. „Wie funktioniert die Mülltrennung? Warum darf ich im Stadtpark kein Lagerfeuer machen? Wer darf ein Fahrzeug führen? Welche Rechte haben Frauen? Diese Fragen greifen wir auf und erläutern die Hintergründe.“ Die Flüchtlingsnachrichten laufen 14-tägig in den geraden Wochen immer freitags gegen 18:40 Uhr und dauern jeweils etwa 20 Minuten. Unter audiothek.radiomw.de können die Sendungen online nachgehört werden. Auf die Frage, wie lange es die Flüchtlingsnachrichten noch geben werde, finden die Beiden schnell eine Antwort. „Eineinhalb Jahre nach dem großen Flüchtlingsansturm haben sich die Inhalte der Nachrichten geändert. In den großen Schlagzeilen tauchen Flüchtlinge zwar immer seltener auf, die Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt dürfe aber nicht vernachlässigt werden. Wir wollen deswegen bis zur Sommerpause im aktuellen Zweiwochenrythmus bleiben und uns dann überlegen, die Sendung auf einmal im Monat zu reduzieren“, sind sich Keßler und Iraki einig. Inhalte für die Nachrichten und Feedback kann gerne per Mail zugesendet werden: studio@radiomw.de