Tischkickerturnier traf Diskussionsrunde - Einendes statt Trennendes

20.06.2018 CJD Nienburg « zur Übersicht

Zusammen mit „G mit Niedersachsen – Bildungs- und Beratungsstelle“, ein Projekt in Trägerschaft des Vereins Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB) lud der Jugendmigrationsdienst (JMD) im CJD zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung: „Rollenspielen“, ein durch die Nds. Lotto-Sport-Stiftung gefördertes Projekt. Bei der Abendveranstaltung waren lockere Diskussionsrunden zu Rollenvorstellungen eingebettet in ein Tischkickerturnier mit fairem Modus für alle. Ziel war, mit jungen Männern mit Migrationserfahrung über ihr (Selbst-)Verständnis von Geschlechterrollen zu sprechen. Was erwarten sie von ihrer Zukunft? Wie gehen sie mit ihrer Rolle als Mann um? Was sind in ihren Augen Gelingungsbedingungsbedingungen für ein glückliches Leben in Deutschland? Gefolgt waren der Einladung zwölf junge Männer. „Die Veranstaltung war einfach nur gelungen, das Konzept ging voll auf, das hat das aktive Verhalten, die aktiven Redebeiträge der Teilnehmenden gezeigt“, freute sich Sven Kühtz, Leiter des JMD in CJD. Und Willy Bunk, Streetworker bei 378 Grad aus Stolzenau, der einen Teil der jungen Erwachsenen begleitete, ergänzte: „Hier war eine unheimliche schöne Atmosphäre, das müssen wir unbedingt noch einmal machen!“. In ihren Wünschen und Zielen sind die Männer den meisten schon immer hier lebenden Männern sehr ähnlich. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede: „Die jungen Männer unterscheiden sich ja nicht nur im Hinblick auf ihr Herkunftsland und ihrer individuellen Migrationserfahrung, sondern bringen auch unterschiedliche Lebenserfahrungen, Ressourcen, Interessen und Wünsche mit. Obwohl Brüche schon meist früh und wiederholt ihr Leben prägten, zeigen sie sich klar und motiviert, was ihre Zukunftsziele angeht“, so Manfred Brink, pädagogischer Mitarbeiter des VNB e.V., der die Veranstaltung moderierte. Von zentraler Bedeutung für ihr Wohlergehen sind Familie, bzw. Partnerschaft. Und natürlich Ausbildung und Arbeit. Für ihre Partnerschaft wünschen sich die meisten eine gleichberechtigte Beziehung, in der sie auch ihrem eigenen Bedürfnis nach freier Zeit mit den Kindern nachkommen wollen, stellte die Teilnehmenden während der Diskussion heraus. Denn nicht nur migrierte Männer stellen die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse vor Herausforderungen. Der Mann bringt das Geld nach Hause und die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder?! Für fast alle Teilnehmenden ist das ein überholtes Rollenmodell. Die Teilnehmer wünschten sich mehr Teilhabe an der Gesellschaft. Oft wurde auch der Wunsch nach Akzeptanz genannt. „Jetzt bin ich schon 20 Jahre hier und trotzdem immer nur „der Russe““, so ein Teilnehmer, der damit vielen aus dem Herzen sprach. „Migrationsbewegungen können als Impuls und Migrant_innen mit ihren Ressourcen als Bereicherung für uns gesehen werden. Projekte wie „Rollenspielen“ tragen dazu bei, dass in unserer Migrationsgesellschaft mehr über Einendes statt Trennendes, mehr mit statt übereinander gesprochen wird. Nur wer als Subjekt betrachtet und mit Möglichkeiten ausgestattet wird, sein Leben und das seines Umfeldes aktiv mitgestalten zu können, wird die zentralen Werte unseres Zusammenlebens leben und weitergeben“, so Manfred Brink. Insgesamt wurde auf eine wunderbar offene und wertschätzende Weise miteinander diskutiert und natürlich auch gekickert – wobei der Gewinn des Siegerpokals des Tischfußball-Turniers durch Ronaldo und Mard Dango fast zweitrangig war. Eine rundum gelungene Veranstaltung, waren sich alle einig und das am häufigsten benutzte Wort an diesem Abend war „Respekt!“.