Eine Ausbildung ist meine Zukunft! Ein Interview mit Bahar S.
Mein Name ist Bahar S., ich bin 24 Jahre alt und komme aus Syrien. Meine Familie und ich sind 2014 nach Deutschland geflohen. Grund hierfür war die Verfolgung in unserem Land. Aus Syrien sind wir ohne irgendwelche Identitätsnachweisen geflohen, weil man uns sagte, dass einem diese auf dem Weg nach Deutschland evtl. durch Schlepper gestohlen werden können, damit sie hiermit andere Menschen nach Deutschland bringen können. Mein Vater hat damals für die Flucht hier nach Deutschland jede Menge Geld verloren. Wir mussten fast in jedem Land, indem wir ankamen Jemandem Geld geben, damit diese uns von Land zu Land weiter brachten. Heute leben wir in Nienburg. Um ehrlich zu sein, möchte ich über die Flucht nicht viel erzählen, weil meine ganzen Ängste und Erinnerungen sonst hoch kommen. Ich möchte Euch lieber erzählen, was ich seit 2014 hier in Deutschland erreicht habe. Da ich in der Heimat keine Schule besucht habe, konnte ich bei der Ankunft hier kein Wort Lesen und Schreiben. Ich habe durch ehrenamtliche Helfer erfahren, dass viele Vereine oder Behörden Sprachkurse anbieten. Ich habe mich sofort entschlossen, an diesen Kursen teilzunehmen. Es war mir egal wo und wann diese Kurse stattfinden, Hauptsache ich konnte etwas lernen. Ich habe dann an der VHS Nienburg viele Kurse besucht, bis ich Deutsch Schreiben, Lesen und Sprechen konnte. Ihr wisst nicht, was für ein Gefühl das war, endlich selbstständig zu sein. Sowas kannte ich vorher nicht. Endlich mal Ich zu sein und das als Flüchtlingskind ohne das Alphabet zu kennen. Nach diesen Kursen wollte ich sofort irgendwo arbeiten. Mir war es egal wo. Ich wollte meiner Familie zeigen, dass Frauen auch arbeiten gehen und für die Familie sorgen können. In unserer Kultur ist es nicht üblich, dass eine Frau arbeiten geht. Für mich stand der Entschluss fest, dass ich eine Ausbildung brauche um eines Tages einen Abschluss in der Hand zu haben. April 2018 habe ich dann mit Freunden nach einem Ausbildungsplatz gesucht. Durch eine gute Freundin habe ich dann erfahren, dass in einem Friseur Salon eine Auszubildende gesucht wird. Da ich Kosmetikarbeiten liebe, entschloss ich mich, mich erstmal persönlich dort vorzustellen. Also ging ich mit meiner deutschen Freundin hin und stellte mich vor. Die Chefin hat mich dann mit ins Büro genommen und mir empfohlen, erstmal dort ein Praktikum zu machen, damit ich sehe, wie die Arbeit dort läuft. Dieses bejahte ich sofort. Gleich am darauffolgenden Montag, habe ich mit den 2 wöchigen Praktika begonnen. Nach diesen zwei Wochen entschloss ich mich, eine Ausbildung zu machen. Die Chefin war mit meiner Arbeit zufrieden und nahm mich an. August 2018 durfte ich dann meine Lehre anfangen. Heute bin ich fast 5 Monate da und liebe meine Arbeit. Natürlich bin ich zwischendurch auch in der Schule. Ich bin so froh eine Stelle zu haben. Meine Familie freut sich für mich, dass ich meine Ziele verfolgt habe. Heute bin ich sehr stolz auf mich, dass ich alles immer positiv gesehen habe. Bedanken möchte ich mich vor allem bei allen Helfern, die mich in den vergangen Jahren bis jetzt unterstützt haben. Nach meiner Ausbildung möchte ich meinen Meister machen, damit ich dann meinen eigenen Salon aufmachen kann. Wenn es soweit ist, möchte ich gerne wieder über mich in eurem Projekt berichten. Frau Nurten Akan Mitarbeiterin vom CJD bejahte dieses natürlich.