Fachtag 2017 im CJD Nienburg

14.12.2017 CJD Nienburg « zur Übersicht

"Die Erkrankung der Eltern wird in den meisten Familien tabuisiert, da viele Eltern Angst haben, dass ihnen die Kinder weggenommen werden", beschreibt Dr. Christiane Deneke das Problem. Auch die Kinder schweigen meist instinktiv, weil sie Vater oder Mutter nicht verraten wollten. Den Kindern fehle dabei häufig emotionale Wärme und Geborgenheit. Da sie das Verhalten ihrer Eltern nicht verstünden und niemanden hätten, mit dem sie sprechen könnten, liefen sie selbst Gefahr, seelisch krank zu werden. Kinder brauchen Erklärungen und Begleitung, denn obwohl Kinder natürlich nicht „schuld“ an der Situation sind, fühlen sie sich doch oft verantwortlich. Genauso benötigen die Eltern Hilfen, um ihrer Erziehungsverantwortung bestmöglich nachkommen zu können. Die Vernetzung und die Kompetenzen vieler professioneller Partner sind zur ganzheitlichen Unterstützung der Familie erforderlich. Frau Deneke stellte dazu am Vormittag bedarfsgerechte Hilfen zur Gestaltung familiärer Lebenswelten aus ihren praktischen Erfahrungen in Hamburg vor. Am Nachmittag fanden dann in 3 Workshops praktische Interventionen für die Akteure für die unterschiedlichen Altersstufen statt. Hierfür konnten 3 hochkarätige Referenten gewonnen werden. Frau Beyersmann zeigte anhand von Videos ihre bindungs- und videogestützte Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern. In ihrer Arbeit mit Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern lernen Pädagogen kompetent zu beobachten, zu beraten und gemeinsam mit den Eltern Handlungsstrategien zu erarbeiten. So fördern sie eine positive Eltern-Kind-Interaktion und die elterliche Feinfühligkeit. Im zweiten Workshop stellte Henner Spierling sein Projekt „Kidstime“ vor. Im September wurden hier zwanzig Mitarbeiter des CJD geschult die im nächsten Jahren bereichsübergreifende Gruppenangebote für psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder anbieten möchten. Das stabilisiere, laut Henner Spierling die erkrankten Eltern. Aber vor allem gehe es darum, den Kindern Erklärungen für die Erkrankungen zu liefern, Kontakte zu psychisch stabilen Erwachsenen zu unterstützen und Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle zu eröffnen. Dr. Friedrich Haun, Oberarzt des Klinikum Bremen erläuterte im 3. Workshop in seinem Impulsvortrag Depressives und Rückzugsverhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Mit praktischen Übungen erfuhren die Teilnehmer wie die Arbeit mit Jugendlichen praktisch gestaltet werden kann. Am Ende des Tages zeigten sich alle Teilnehmer sehr zufrieden. Das große Interesse an dem diesjährigen Fachtag im CJD war groß. Zahlreiche Absagen mussten erteilt werden. „Wir hätten unser Forum in diesem Jahr dreimal füllen können. Nun liegt es an uns Fachleuten, wie wir uns im Landkreis Nienburg vernetzen, unsere Angebote für Kinder psychisch kranker Eltern und das heute neu gewonnene Wissen sinnvoll umsetzen - eben im Sinne der Kinder und Familien“, so die Einrichtungsleiterin des CJD, Sabine Pflaum.