Ich werde es schaffen!

06.04.2018 CJD Nienburg « zur Übersicht

Mein Name ist Fawad, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Afghanistan. Ich wurde in einer kleinen afghanischen Stadt geboren, dort lebte ich mit meiner Familie in einem schönen Haus. Ich besuchte vier Jahre die Volksschule bis eines Nachts der Krieg mit seinen Bomben alles zerstörte, meine Schule, unser Zuhause und unsere Stadt. Für mich gab es keine Zukunft in Afghanistan und so verließ ich schweren Herzens meine zerstörte Heimat und meine geliebte Familie. Ich flüchtete in den Iran, wo ich zwei lange Jahre lebte und arbeitete. Es war schwierig für mich, ich war noch sehr jung und kannte dort niemanden. Ich half auf dem Bau, im Garten und in der Schneiderei, um Geld zu verdienen. Hier gab es Menschen, die es gut mit uns Geflüchteten meinten, sie waren nett zu mir. Es gab aber auch viele Menschen im Iran, die nicht freundlich waren, im Gegenteil, sie hassten uns. So auch die Polizei, sie schlugen und beschossen mich. Mit jedem Tag spürte ich den Fremdenhass mehr und so machte ich wieder auf den Weg und kam nach Europa. Ende 2015 kam ich nach Deutschland, auch hier war es erst einmal sehr schwierig für mich, weil wieder alles anders war, als ich es kannte: das Gesetz, die Sprache, die Umgangsformen. Nachdem ich einige Monate in Deutschland war, habe ich die Hoffnung verloren. Ich wollte unbedingt Deutsch lernen und ein Teil dieser Gesellschaft werden, aber die Sprache ist so schwierig, dass ich dachte, ich könne es nie lernen. Doch ganz langsam machte ich kleine Fortschritte und meine deutsche Sprache wurde besser. Im Sommer 2016 kam ich nach Nienburg in eine Jugendwohngruppe des CJDs, dort lernte ich viele Mitarbeiter und verschieden Bereiche der Einrichtung kennen, unter anderem den Jugendmigrationsdienst (JMD). Hier bekam ich Unterstützung beim Deutsch lernen und Beratung in vielen Lebensangelegenheiten, außerdem wurde mir im Rahmen des Patenschaftsprogramms „Menschen stärken Menschen“ ein Pate vermittelt. Er und seine Familie unterstützen mich, wo sie nur können. Ich fühlte mich in Deutschland oft sehr allein, denn mir fehlt meine Familie in Afghanistan sehr, nun aber habe ich eine neue Familie gefunden, die sich um mich kümmert und für mich da ist. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar. Der JMD hat mich auch in verschiedenste Projekt vermittelt, z.B. in Filmprojekte, dort standen wir nicht nur vor der Kamera, sondern drehten auch selbst oder wirkten am Schnitt mit. Wir nehmen auch regelmäßig an Ausflügen teil, z.B. fuhren wir im letzten Sommer mit zum „Blauen Band der Weser“ und nahmen auf einem riesigen Floß an der Veranstaltung auf dem Wasser teil, anschließend genossen wir das Musik-Festival an Land und übernachteten in Zelten. Das war wirklich ein großes Erlebnis. Noch beeindruckender für mich war allerdings mein erster Bühnenauftritt im Theater am Hornwerk mit der Musicalgruppe Sputnike. Dieses Gefühl, Teil eines Ensembles zu sein und von den Zuschauern nach vielen, vielen auch harten Proben bejubelt zu werden, ist einfach unbeschreiblich. Ein anderer für mich positiver Effekt dieses Projektes ist, die gemeinsame Arbeit an einem Ziel mit anderen Menschen. Ich habe Freunde gewonnen, wir sind eine Gemeinschaft geworden. Wir haben zusammen so viel erlebt und Erfahrungen geteilt. Endlich habe ich den Eindruck, dass ich in Deutschland angekommen bin. Zwar verfolgt mich noch immer der Krieg, den ich in meiner Heimat erlebte und die Schüsse im Iran, meine Angst zeigt sich nachts in meinen Träumen und ich bin in großer Sorge um meine Familie, die noch immer diesem Krieg ausgesetzt ist. Und natürlich muss ich noch ganz viel lernen, vor allem für mein Ziel, eine Ausbildung in einem Beruf, in dem ich anderen Menschen helfen kann, zu absolvieren. Aber ich weiß jetzt, ich bin nicht allein und ich bekomme Unterstützung. Ich kann es schaffen, mich hier zu integrieren und der Gesellschaft etwas zurück zugeben und dafür bin ich dankbar.