JMD im CJD - "Sich zurechtzufinden, ist schwieriger geworden"

19.11.2020 CJD Nienburg « zur Übersicht

Die CJD Leiterin Sabine Pflaum berichtete dem Abgeordneten zudem über die großen Herausforderungen im CJD in der Corona-Zeit. Besonders im ersten Lockdown war die komplexe Einrichtung extrem gefordert. Die öffentlichen Behörden mussten für den Publikumsverkehr schließen, die Klienten benötigten aber weiterhin persönliche Unterstützung. Die CJD Mitarbeiter hatten da keine Wahl und haben sich in unserer systemrelevanten Einrichtung jeden Tag aufs Neue den zum Teils neuen Anforderungen, besonders auch im Bereich des E-Learnings gestellt. "Sich in Deutschland zurechtzufinden, ist durch Corona schwieriger geworden", so Kühtz zu Beermann. Zu den Sprachproblemen, die die meisten Eingewanderten haben, kamen durch die Pandemie noch zahlreiche Regelungen hinzu, die es zu verstehen und zu beachten gäbe und die auch zum neuen Hindernis in der Kommunikation, zum Beispiel bei anstehenden Arztbesuchen oder auch Klärungen von Schulangelegenheiten führte. „Die sehr hohe Anzahl von wichtigen Mitteilungen seitens der Behörden und Ämter, teils online, teils durch Aushänge und die unzähligen Mitteilungen zur Corona-Situation in den Medien haben ein hohes Maß an Unsicherheit bei unseren Klienten verursacht, erklärte Pflaum. "Die 1 zu 1 Beratung der Behörden entfiel. Es liefen Fristen für Aufenthaltsgenehmigungen aus und die Men-schen wussten teils nicht, was sie tun sollten. Wir laufen auf allen Vieren", so Iraki. Viele andere Aufgaben wären durch die Pandemie liegengeblieben. Die Arbeit des Jugendmigrationsdienstes sehen die drei aber als Erfolg an: "Unsere Jugendlichen sind Erfolgsgeschichten." Es sei gut, dass der Bund die JMDs mit einer sicheren Finanzierung ausstattet. Die Integration im ländlichen Raum laufe besser, als in der Großstadt. "Wir haben hier noch den Vorteil, dass man sich kennt. Wir haben hier sehr gut funktionierende Netzwerke wie zum Beispiel NeBeL (NeBeL – Netzwerk der Migrationsberatungsstellen im Landkreis Nienburg/Weser). „Auch mit unseren Partnern vor Ort, unserem Jugendamt, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter haben wir hier in Nienburg kurze Wege und finden gemeinsam immer Lösungen für Probleme, das gehört für uns zum Alltag. In größeren Einheiten will ich mir das Chaos nicht vorstellen, wenn Jugendamt und Jobcenter plötzlich schließen müssen", erklärt Pflaum den Vorteil in Nienburg und dem Umland. „Vielen Dank für die Einblicke in die wichtige Integrationsarbeit und dass es Menschen gibt, die diese Arbeit auch mit Herz machen wollen und auch 300% geben, wenn die Situation schwierig wird. Ich werde mich gerne erneut dafür einsetzen, dass die Mittel für die JMD fließen. Mir zeigte sich auch, dass wir viel nachzuholen haben in Ämtern und Behörden. Digitale Lösungen müssen schneller und in Zukunft auch dauerhaft zur Verfügung stehen. Der Unmut bei den kürzlich beendeten Tarifverhandlungen ist auch genau diesen Erfahrungen geschuldet. Die Pandemie hat uns sehr deutlich vor den Augen geführt wie wichtig für uns die Kommunikation ist, hier nehmen die JMDs einen sehr hohen Stellenwert als verbindendes Glied ein“, so Beermann abschließend.

Hintergrund zum JMD:

Der Jugendmigrationsdienst (JMD) Nienburg ist eine Fachintegrationsstelle für alle jungen Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 12 bis 27 Jahren aus dem Landkreis Nienburg/Weser in der Trägerschaft des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. Die vom Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familie und Jugend geförderten Jugendmigrationsdienste sind Bestandteil eines bundesweiten Integrationsprogramms. In Kooperation mit anderen Fachdiensten übernehmen die JMD eine Lobbyfunktion für junge Migrantinnen und Migranten und fördern deren Partizipation und Integration. Der JMD begleitet diesen anspruchsvollen Integrationsprozess, um sich flexibel auf die jeweiligen Vorgaben und den jeweiligen Bedarf einzustellen und aktiv mitzugestalten, um sowohl den zugewanderten Menschen als auch den Einheimischen ein gutes Miteinander zu ermöglichen.