Zum Umgang mit den „Schwierigsten“

08.12.2015 CJD Nienburg « zur Übersicht

Eingeladen hatte das CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.) Nienburg zum diesjährigen Bildungsfachtag „Wege für die Arbeit mit Systemsprengern in Schule und Jugendhilfe“ und konnte dafür den bundesweit bekannten Referenten PD Dr. phil. habil. Menno Baumann, Dozent für Intensiv-pädagogik an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf und Bereichsleiter der Kinder- und Jugendhilfe im Leinerstift, Großefehn gewinnen. Unter dem Titel „Individuelle Lösungen finden für besondere Herausforderungen“ im Bereich der Schulen und der Hilfen für Erziehung folgten ca. achtzig Interessierte der Einladung des CJD. Gerade weil dieses Thema hoch aktuell ist, wie Sabine Pflaum, Einrichtungsleiterin des CJD, in Ihrer Begrüßung wissen ließ: „Zurzeit beschäftigen uns einige dieser Kinder und Jugendlichen, die durch unsere klassischen Unter-stützungsangebote in unserer Schule und der Jugendhilfe offenbar nicht erreicht werden. Aufgrund ihrer schweren Verhaltensstörungen und grenzverletzender Handlungen sprengen sie unsere Systeme“. Dr. Menno Baumann bestätigte „Ja, es ist ein Thema, dass uns immer wieder einholt, gerade, wenn wir darüber nachdenken wie Systeme im Kontext der Inklusion gestaltet sein müssten um allen Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Er ergänzte: „Was ich heute nicht liefern kann, ist Ratgeberwissen, es geht vielmehr um Methoden, den Blick zu weiten für die Thematik und des Verstehens für bestimmte Verhaltensweisen“. Auf der Grundlage verstehender, systemischer Zugänge stelle Dr. Menno Baumann sowohl die Dynamik des Scheiterns der Jugendlichen am System als auch die Hilflosigkeit des Systems gegenüber dieser jungen Menschen dar, erörterte und analysierte grundlegende strategische Impulse für die Arbeit mit diesen Kindern und Jugendlichen. Im Zentrum steht die Frage wie eine Hilfe ausgestaltet sein kann, damit der junge Mensch nicht gegen sie kämpfen muss. Was ist ein gelingendes Setting, damit sowohl den Helfern als auch den jungen Menschen in schwierigen Situationen geholfen werden kann. Unter „Systemsprengern“ versteht Dr. Menno Baumann dabei Kinder und Jugendliche mit massiven Verhaltensweisen wie Gewalttaten gegen gleichaltrige und auch gegen Erwachsene, das sind junge Menschen mit Drogenkonsum und der Handel damit, sind häufige Entweichung, Abwesenheit verbunden mit riskanten Verhaltensweisen während der Abwesenheit, eine extreme Form der Selbstgefährdung und Brandstiftung. Aber genauso gibt es Jugendliche auf die dies alles nicht zutrifft, die aber trotzdem Systemsprenger sind. „Es kommt eben auch auf die Systeme an, die einen Jugendlichen umgeben“, so Dr. Menno Baumann, „so wie ich bin, so darf ich nicht sein, so will mich niemand haben!“. Aber was wird benötigt, was brauche ich für die Arbeit mit den „Schwierigsten“? Es ist die Gewährleistung von Versorgung und Schutz, die Konfrontation des jungen Menschen mit gesellschaftlichen Werten und Normen des Zusammenlebens, die Unterstützung bei der Entwicklung einer Zukunftsperspektive und Eröffnung möglichst vielfältiger Handlungsspielräume und die Etablierung einer tragfähigen Beziehungs- und Bindungsarbeit, mittels derer der junge Mensch Sicherheit gewinnen kann und seine Identität „reiben“ kann. Kinder und Jugendliche die Systeme sprengen, sind häufig Kinder und Jugendliche die Halt und Kontrolle suchen, weil sie Sicherheit und Kontrolle über ihr Leben in vielen Bereichen verloren haben. „Für diese Aufgabe benötigen wir Pädagogen die sich diesen jungen Menschen stellen und die aushalten was anscheinend nicht auszuhalten ist“ schloss Dr. Menno Baumann seinen Vortrag.